Die Schachtscheibe von Schacht IV
Für die meisten Nichtbergleute ist so ein Schacht eine senkrechte Röhre, die in die Erde führt. Vergleichbar mit dem Aufzugsschacht in einem Hochhaus. Im Bergbau geht der Schacht allerdings nur nach unten. Unserer war bis zum Schachtsumpf 1006m tief.
Die einzelnen Stockwerke nennt man im Bergbau Sohlen und die Kabine heißt Korb, wohl weil er größtenteils aus Lochblechen besteht und recht luftdurchlässig sein muss. Ausserdem ist er in der Regel viel größer und hat auch mehrere Etagen. Damit gelangen aber nicht nur die Bergleute in die Grube. Auf den Schienen, die auf den einzelnen Tragböden verschraubt sind, können Förderwagen aufgeschoben und transportiert werden.
Schächte dienen gleichzeitig dazu, einen ständigen Luftstrom (Wetter) durch alle Grubenbaue zu leiten. Dieses ist ganz wichtig. Einmal um die Wärme aus der Tiefe abzuführen, aber auch um die immer aus dem Gebirge austretenden Gase zu verdünnen und ebenfalls aus der Grube zu entfernen.
Wie amüsiert sich doch immer gern einer meiner Vereinskollegen über die bei Führungen stehts an das Publikum gerichtete Frage: "Was fördert so ein Bergwerk am meisten?" und deren Antworten.
Auch wenn früher den Bergleuten die Luft und der Korb reichten, so müssen heute in Rohre und Kabel Druckluft, elektrische Energie, Frisch- und Grubenwasser sowie Informationsleitungen im Schacht verlegt sein. Und, heute immer noch wie auch früher, ist ein Fluchtweg im Fahrtentrum, also sozusagen ein Treppenhaus für Notfälle, immer vorhanden. Schacht VI (Friedrich) war eine Ausnahme.
Ich möchte noch kurz auf den Begriff "Luftschacht " eingehen. Selbst Bergleute bezeichnen damit nur die ausziehenden Schächte. Also diejenigen, aus denen durch riesige Ventilatoren, den "Grubenlüftern", die verbrauchten Wetter aus der Grube abgesaugt werden. Aber ohne die anderen, einziehenden Schächte, kann das System nicht funktionieren. Also dienen sie logischerweise auch der Wetterführung. Da so ein Bergwerk immer mindestens einen ausziehenden, aber mehrere einziehende Schächte besitzt, ist im ersten die Wettergeschwindigkeit sehr hoch. Und Einbauten wie ein Fahrtentrum würden den Schachtquerschnitt verkleinern und damit die Wettermenge durch die Grube reduzieren.
Sie ahnen, warum Schacht VI eine glatte Röhre ohne Einbauten war?
Das rechte Bild zeigt die Teufe von Schacht 4 mit Füllsäule , das linke ein Querschnitt zur Betriebszeit
In der Mitte die beiden Rechtecke sind das östliche und westliche Skipgefäß.Ebenfalls eingezeichnet als kleine Quadrate sind die Spurlatten, die "Schienen" an denen die Skips im Schacht geführt wurden. Links unten ist der Fahrtrum und die beiden dicken Rohre rechts dienten dazu die Grubenwässer aus der Wasserhaltung zu Tage in die Seseke zu befördern. Es fehlen die Energie- und Fernmeldekabel die im Bild rechts unten auf Konsolen befestigt, die Grube versorgte. Interessanterweise ist das Versorgungsrohr für Druckluft (DN 350) schon vor 1928 an der gleichen Stelle eingebaut gewesen. Auf einem Foto aus der Zeit ist es rechts aus dem Schacht kommend in Richtung Kompressorhaus gehend.