Begleiten sie mich bei einer virtuellen Fahrung von der Rasenhängebank bis zur Fördermaschine, der höchste Ebene des Förderturmes.

Unser Turm hat mehrere Ebenen. Diese haben, seitdem er keine Kohle mehr fördert, verschiedene Bezeichnungen bekommen, die parallel benutzt werden.
Ich benutze die alten, historischen Bezeichnungen, die zugegebenermaßen für einen Bergbaufremden etwas schwierig zu handhaben sind. Da ich diese aber als denkmalsgerechter ansehe, erwähne ich  die „landläufigen“ ebenfalls.

Man betritt den Turm durch die bis 1961 benötigte Schleuse und steht im neugestalteten Foyer. Rechts, hinter einer Rolllade, verbirgt sich die Küche, links befindet sich der Energieanschlussraum. Darüber sind östlich und westlich ein Büro- sowie ein Konferenzraum. (Ebene 3m)  Durch zwei Stahltüren  betritt man dann dahinter, jeweils rechts und links, die beiden Fluchttreppenhäuser. Diese verbinden die Zugänge zu den einzelnen Ebenen und enden in der Leonardhalle (12m). Auf der linken Seite sind so ebenerdig die Herren- und die zusätzlich behindertenfreundliche Damen-Toilette zu erreichen.
Beide Treppenhäuser dienen u. a. dem Zugang zu der neugeschaffenen 3m Ebene, der ehemaligen Lüfterbühne (Ebene 6m) und enden in der Leonardhalle auf der Hängebank (Ebene 12m).
Durch die zweiflügelige Glastür verlässt man nun das Foyer, den Warmbereich, und betritt höhengleich die Rasenhängebank in der Schachthalle (alles auf Ebene 0m).  Hier ist der Hauptveranstaltungsraum. Vor dem Fördergerüst, in etwa 9 m Höhe, schwebt der erste von insgesamt vier Brückenkränen im Förderturm. Er diente früher zum Einbau der Skipgefäße, sowie zum Bewegen von Lasten, die in die Grube gebracht werden sollten. Ursprünglich reichten seine Laufschienen vom Eingang bis an das Schachtgerüst. Er hat eine Tragkraft von 10 Tonnen, wobei  alle Funktionen, wie das Verfahren und Heben, durch Endlosketten von Boden durch Muskelkraft getätigt wurden.
In der Mitte steht auf vier mächtigen Doppel-T - Träger das Fördergerüst, in dem die beiden Skipgefäße die Kohlen aus der Grube hoben. Heute ist von dem ehemaligen, runden 4,50m breiten Schacht nur noch die mit Farbe auf dem Betonboden angedeutete Mauerung zu sehen. Die gesamte Rasenhängebank sowie die vordere Schachtschleuse (das jetzige Foyer) ist durch eine gasdichte Stahlbetonplatte abgedeckt.
Nicht ganz in den 4 Ecken der Schachthalle stehen die imposanten Stahlfüße, welche die Last des aufstehenden Turmes tragen. Die quaderförmigen Betonfundamente, auf denen die Stahlkonstruktion ruht, sind unterhalb der Bodenplatte verschwunden. Durch den Einbau der Betonplatte liegt das Niveau des Fußboden heute höher als zu den Betriebszeiten. In der südöstlichen Ecke führt eine Stahltreppe zur ehemaligen Plattenband- Bühne (9m).
Hier waren früher die Kehre des Plattenbandes und darüber die Übergabe der Entladung eingebaut. Dieses Fördermittel transportierte als erstes von mehreren den Inhalt der Skips, die Rohkohlen, über eine Bandbrücke zum Rohkohlenbunker.
Weiter geht es nach oben auf die Hängebank (Ebene 12m). Bis 1961 wurden bis hier herauf die Kohlen in Förderwagen gefördert. Über die Schienen des Wagenumlaufs und einer Brücke wurden diese außerhalb des Turmes an Schacht III entleert und über ein Parallelgleis wieder zurückgeführt.
Durch den Umbau zur Skipförderung 1961 –1964 konnten die Schienen sowie die Aufschiebeeinrichtungen und Schachttore entfernt werden. Da man 1928 dem Fußboden hinter dem Schachttrum ein Gefälle gab, liefen die vollen Wagen selbstständig aus der Schachthalle zu den damaligen Kreiselwippern.

Eine 14 mm dicke Stahlplatte bildet auf der westlichen Seite einen Teil des Fußbodens. Bis zum Umbau wurden hierauf kleinere Reparaturen an den Förderwagen durchgeführt. Hierauf steht auch der Wärmetauscher, mit dem durch Heißdampf warme Luft für die Leonardhalle erzeugt wurde. Diese zirkulierte durch Stahllutten (Blechrohre) sowie gemauerte Windkanäle in die nach 1961 errichtete Leonardhalle und zurück.
Diese erreicht man durch zwei Zugänge. In der Mitte sind die beiden Motorgeneratoren  symmetrisch aufgebaut. Diese wandelten 5.000 Volt Drehstrom vom zecheneigenen Kraftwerk in 1000V  Gleichspannung für die Fördermaschine um.
Auf der nördlichen Seite führt in den Ecken jeweils eine Treppe in den Kabelkeller. Diese ehemalige Rundumverbindung diente als Kabelkanal für die vielen Schaltschränke, die nur teilweise in der Leonardhalle stehen. Durch den Einbau der Fluchttreppenhäuser sind  nur noch zwei kurze Balkone unterhalb der Leonardhalle übriggeblieben von denen man auf die Lüfterbühne (6m) gucken kann.
Durch den Kabelkeller gingen unzählige Leitungen zur Fördermaschine, aber auch die gesamte elektrische Versorgung  des Turmes war hier installiert. Dieser Kabelweg führte zur Hängebank und ist heute dort noch als eine Flachkabelbahn zu sehen. Ein weiterer ist in einem Eckpfeiler auf der südlichen Seite untergebracht.

Auf zwei Kranbahnschienen in luftiger Höhe von 17m der Leonardhalle ruht der 15 Tonnen Brückenkran, dessen Haken durch Öffnen der beiden Stahlbodenplatten in der Mitte der Halle bis zum Fußboden des Foyers reicht.
Über Stahltreppen, von der Hängebank aus, erreicht man nun die Seilfahrtsbühne auf 16m. Die Originalgeräte zur Signalgebung waren nach der Stilllegung abgebaut worden. Sie konnten weitgehend durch Geräte der ehemaligen Schachtanlage Westfalen ersetzt werden.
Eine Treppe höher befindet sich der ehemaligen Arbeitsplatz des Fördermaschinisten, die Entladung (18m). Vorhanden sind hier noch alle Schaltschränke mit Tableaus, sowie der Sitz des Maschinisten mit den Bedienungshebeln.
An der Wand befindet sich eine große Anzeigetafel mit der früher die Skipanlage unter und über Tage überwacht wurde. Darunter ist ein Schaltpult, mit dessen Schalter alle Fördereinrichtungen über Tage  ein- und ausgeschaltet werden konnten.
Über weitere Treppen erreicht man etwa auf halber Höhe des Turmes die Capsbühne (35m). Mit den dort vorhandenen Riegeln konnte das obere Gefäß beim Seilwechseln festgesetzt werden. Zum anderen wäre bei einem Übertreiben mit Seilriss das aufwärtsgehende Gefäß am Absturz gehindert worden.
An dieser Stelle eröffnet sich einem der beste Blick auf die Stahlkonstruktion des Förderturmes. Man erkennt, das der von außen in Klinker gemauerte Turm in Wahrheit eine Stahlkonstruktion, ähnlich dem Eiffelturm ist.
Die nächste, eine Halbbühne, befindet sich unterhalb der Seilablenkrollen(40m). Sie diente zum Auffangen des abspritzenden Seilfettes, aber auch der Wärmetauscher für die Beheizung der obenliegenden Bühnen ist, etwas versteckt, noch vorhanden. Hier wurde mit der Wärmeenergie des Dampfes das Wasser einer Schwerkraftheizung erwärmt. Die großen Heizkörper sind auf den oberen Bühnen noch teilweise erhalten.
Wieder eine Treppe höher befindet sich die Umformerbühne (45m). Mit dem Durchschreiten der Tür des nach dem Umbau 1964 errichteten Holzverschlages betreten wir nun den weißen, sauberen Teil des Turmes. Die Bezeichnung der Bühne stammt noch vom ehemaligen Standort des Leonardumformers für die erste, kleinere Fördermaschine. Diese wurde von 1929 bis 1961 mit dem hier umgeformten Gleichstrom betrieben. Wurden die Wände unterhalb dieser Bühne früher durch die Abwetter kohlengeschwärzt, galt ab hier bis zum Turmdach Sauberkeit. Die Wände sind verputzt und gestrichen, der Boden gefliest und mit einer Scheuerkante rundum versehen. Erst ab dieser Bühne, bis zur Fördermaschine, konnten Fenster geöffnet werden.
Auch auf dieser Ebene finden wir einen kleinen, handbetätigten Brückenkran aus den Anfangszeiten des Turmes. Dieser diente zum Öffnen der Bodenplatten für den Betrieb des 40- Tonnen Kranes auf der Fördermaschinenbühne. Außerdem konnten mit ihm Reparaturarbeiten an den Umformern durchgeführt werden. Das besondere an ihm ist, dass der Transporthaken nicht an einem Seil oder einer Gliederkette, sondern an eine Art überdimensionierte Fahrradkette hängt.
Fast mittig im Raum, über einem Durchbruch im Boden, sind die mächtigen Seilumlenkrollen installiert. Auf der Achse sind nur noch zwei Rollen vorhanden, da nach dem Ende der Förderung 1981 die Skips ausgebaut und durch einen kleinen Korb mit Gegengewicht und Zweiseilförderung ersetzt wurde. Die damals ausgebauten Räderhälften der Vierseilförderung lagern auf dieser und der Wärmetauscherbühne unterhalb.
Dahinter, auf der nordwestlichen Seite, wo früher die Umformer ihren Platz hatten, steht der Lüfter des Fördermaschinenmotors. Durch die Decke von oben führt ein stählerner Lüfterkana,l durch den die Wärme und der Kohlen- und Kupferabrieb des Kollektors des Fördermotors abgesaugt und gefiltert nach draußen abgeführt wurde.
Die Funktion des auf einer alten Kabeltrommel gewickelten Blechflachbandes, das etwas unscheinbar hier in der Ecke steht, war lange ein Rätsel. Durch ein erhaltenes Foto vom Einbau des Fördermaschinenmotors wurde dann aber erkannt, das es zum Transport des schweren Rotors des neuen Fördermotors 1963 diente.
Diese betonierte Bühne war früher, als Schacht IV noch ausziehend war, Teil einer  Wetterschleuse. Mit dem Einbau der neuen Fördermaschine ging man auf grenzgängige Bewetterung über, Schacht VI blieb als einziger ausziehend, so das die Schleuse überflüssig wurde.
Durch eine stählerne Schleusentür geht es dann weiter nach oben auf die Bremsenbühne. Betritt man die Bühne, läuft man auf ein graues Stahlblechgehäuse zu. In ihm ist das Kopierwerk(oder auch Leitwerk) für den Betrieb der Fördermaschine eingebaut. Durch eine Kardanwelle mit der Treibscheibe verbunden, wurden hier die wegeabhängigen Steuersignale erzeugt.
Rechts daneben ist die Fahr- und Notbrems-Zylinder Kombination zu sehen. Außerdem sind hier am Boden die vier Füße der Bremszangen der Treibscheibe verschraubt. Im hinteren Teil befanden sich einmal eine Toilette sowie die Stahlspinde der Fördermaschinisten. Sie hatten das Privileg, nicht die große Kaue benutzen zu müssen.
  In einem hinteren Raum steht der große 3 m² fassende Windkessel, in dem die Druckluft für die Bremse und der pneumatischen Steuerung vorgehalten wurde.
Und wieder eine Treppe höher befindet sich, nach 283 Treppenstufen von der Rasenhängebank her gerechnet, die Fördermaschine (55m) deren Läufer angeflanscht ist an der im Durchmesser 4m großen Treibscheibe. Von hier aus gelangt man auf die beiden Balkone, um eine unvergleichliche Aussicht genießen zu können. Und auch hier, an der Decke, steht auf mächtigen Laufschienen der größte elektrische Brückenkran (Tragfähigkeit 40t) des Förderturmes. Er ist noch original, so wie er 1928 aufgebaut wurde. Lediglich die Handgriffe der Seilzugsteuerung mussten ersetzt werden.

Neben dem Turm steht, in einem mehr unscheinbaren Flachbau, die elektrische Friktionswinde. Mit dieser wurden, wenn die Verschleißgrenze erreicht war, die Ober- und Unterseile der Gefäßförderung gewechselt. Durch eine rechteckige Öffnung im Mauerwerk der Schachthalle sowie durch Umlenkrollen am Schachtstuhl wurden so diese Arbeiten ausgeführt.

Diese Beschreibung soll auf keinen Fall eine Befahrung ersetzen. Ganz im Gegenteil, ich würde mich freuen wenn dieser Bericht zu einem Besuch des Lesers zu unserem Denkmal führt. Der Förderverein bietet, auch für kleine Gruppen, allgemeine sowie themenbezogene Führungen an. Für gehbehinderte Besucher steht ein Aufzug bereit, mit dem die meisten Bühnen erreicht werden können.

Grundsätzlich werden die Führungen in etwa einer bis zu zwei Stunden zu Fuß durchgeführt.So kann am besten das Verständnis für die Bedeutung dieses letzten Überbleibsels einer längst vergangenen Epoche vermittelt werden. Zur Terminfestlegung rufen sie bitte unseren Vorsitzenden Herbert Jüttner (02383/8659) oder ein anderes Vorstandsmitglied an. Die Gruppe sollte dabei 20 - 25 Personen nicht überschreiten.

 

 

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